Allerdings wirklich knapp bemessener Platz. Selbst ich streifte immer wieder graue, tief dunkel wirkende Wände. An Platzangst durfte man nicht leiden, wollte man vorankommen. Nach fast unendlich erscheinendem Weg, weitere Tür. Vergleichsweise großer Tunnel dahinter.
Er glich frappierend dem kleineren Tunnel, in den der 'Fee' mich nach bedrückendem Erlebnis in jener unheimlichen U-Bahnstation führte. Zwar mit Schotterbett aber ohne Schienen. Auch keine normale U-Bahn konnte darin verkehren, es sei denn eine Art Bergwerksbahn oder mit entsprechenden Abmaßen. Hier alles ganz genauso. Selbst düstere 'Nachtlichter' in gleicher Weise vorhanden, nebst sparsam verteilten sargartigen Nischen in weiten Abständen.
Nicht geträumt, keine Halluzinationen erlitten oder so! Der 'Fee' war mit Sicherheit echt, schützte mich vor dem Angriff des Schemens, dessen Opfer danach wohl alle anderen Fahrgäste des grausigen Abends wurden.
Dies aber mit Sicherheit nicht derselbe Tunnel. Es musste ein altes Tunnelnetz sein, viele Jahrzehnte alt, wahrscheinlich bereits in Zeiten vor und während des Dritten Reiches angelegt, also bestimmt ein anderer Tunnel. Es gab ganz sicher nicht nur einen. Die Gesamtanlage besaß offenbar erheblich größere Ausmaße, als einfach so zu vermuten. Aber wer ahnte denn von diesen merkwürdigen Tunneln schon etwas?
Die eine oder andere offizielle Stelle wohl schon, nur redete niemand davon. Damals, als bei U-Bahnbauarbeiten ausgedehnte alte Bunkeranlagen entdeckt wurden, breitete man anschließend ganz schnell Schweigen darüber. In kurzen verschämten Zeitungsvermerken hieß es, die überraschend entdeckten alten Anlagen werden wieder hergerichtet, für fast dieselben Zwecke wie ursprünglich. - Wofür waren sie denn ursprünglich gedacht?
Angeblich als Luftschutzanlagen. Aber dahinter steckte offenbar sehr viel mehr, was tunlichst verschwiegen blieb oder unberufenen Ohren gar nicht erst zugänglich gemacht. Normalerweise ist der Bund Eigentümer solcher Anlagen. Sollten die mehr wissen, als zugegeben? Mehr wussten sie sicherlich. Was wussten sie genau? Irgendwie schwer vorstellbar, man habe auf irgendeiner Bundesebene über Vorgänge Kenntnis, welchen ich jetzt gerade selbst anheim fiel. - Aber man kann ja nie wissen!
Mir kam in diesem Augenblick eine ganz andere Geschichte in den Sinn, vor langen Jahren gleichfalls nur als kurzer Vermerk in einer Wochenillustrierten aufgeblitzt, dann wieder in tiefer Versenkung verschwunden. Und das, obwohl vom heutigen Standpunkt aus betrachtet eigentlich skandalös.
Ein angesehener Ingenieur - ich glaube, aus dem Fränkischen oder Bayerischen - habe eine sogenannte 'Fliegende Untertasse' erfolgreich entworfen und hergestellt, hielte sie als flugfähigen Prototypen bereit. Traumhaft schnell und wendig, andernorts vergebens nach geforscht. Eine Person passe derzeit hinein. Ahnungslos wollte er seine Erfindung beim Bundespatentamt in München anmelden, woraufhin windeseilig bundesstaatliche Stellen auftraten, prompt fertiges Patent mitsamt Prototyp kassierten.
Grund: Gemäß Verträgen zwischen westalliierten Siegermächten (vornehmlich USA) und der Bundesrepublik (Rest-)Deutschland sei eigene Flugzeugforschung betreiben nicht zulässig, geschweige denn, solches Fluggerät in irgendwie gearteter Weise unabhängig selbst herstellen!
Später hörte ich gleichfalls auffällig beiläufig, es sei auch Entwurf, Entwicklung und Bau größerer U-Boote, Fernwaffen oder Kampfschiffe vertraglich untersagt. Desgleichen jede diesbezügliche Forschung. Danach steht viel geäußerte regierungsamtliche Behauptung in gänzlich anderem Licht, neuere Flugzeugentwicklung oder entsprechende Waffentechnik sei für ein Land allein zu teuer. Teuer sicherlich, aber für dermaßen hochentwickelte Industriestaaten wie Deutschland unbezahlbar? - Mag oberflächlich besehen sicher stimmen. Jedenfalls sitzen Leute an entscheidenden Stellen und lassen auf derartige Patentvorlagen geeichtes Augenmerk schweifen.
Und was wurde aus der Erfindung? Laut dieses kurzen Artikels, dem ein Foto der Flugscheibe beigeordnet, brauste das Gerät mit völlig herkömmlichem Strahlantrieb ganz ausgezeichnet daher. Keineswegs ,sagenhafte' Sache, wie Tachyonen- oder Erdmagnetfeldkonverter oder ähnlich spinnerter Krimskrams, sondern etwas, das in jeder entsprechend eingerichteten Fertigungsanlage hergestellt werden konnte. Das ausgetüftelte Steuerungs- und Antriebswerk, eine verblüffend einfache Düsenanordnung, soll außerordentlich hervorragend gewesen sein.
Anfang bis Mitte der Sechzigerjahre geschehen, als ich noch echter kleiner Junge, gerade mal richtig flüssig lesen konnte, allmählich Dinge außerhalb von Micky Maus, Fix und Foxi & Co. mehr oder weniger begierig wahrnahm. So eine kurze Magazinmeldung gehörte dazu.
Wegen unnützen Erfindungen weltfremden Wirrlings geraten Bundesstellen kaum in Aufregung. Aber bei denen weiß man ja auch nie. Einerseits hatten sie von den Anlagen hier unten früher keinen Dunst, andererseits kümmern und kümmerten sie Angelegenheiten, eigentlich nur lächerlich und überflüssig. Und es kann sehr wohl sein, alles verstaubt längst in irgendwelchen Aktenschränken, keiner hat oder nimmt mehr davon Kenntnis, außer... Ja, wer oder welche Leute sind das?