Kring 01, 02. Kapitel, Seite 19

 

 
   
 

 


Tagelang zuvor durchwanderte Grasebene ließ schmerzliche Kindheitserinnerungen aufkommen, als er noch mit Eltern und zwei jüngeren Schwestern in Sicherheit bietender Großsippe lebte. Kleine Zuchtherden von Pferden bildeten ihren ganzen Reichtum. Allein er überlebte wütenden Überfall römischer Soldateska. Vor zehn oder mehr Jahren zerbrach alles. Aschas zählte aus Gram nicht genau. Weit entfernt von hier, wo er jetzt stand, weit im Osten, dem riesigen Land mit heißen Sommern und eisigen Wintern. Seine gesamte Welt vernichtet, in weniger als der Hälfte eines Morgens.

Grundlos fielen sie über ihren kleinen Wanderstamm her, raubten Pferde. - Pferdediebe! - Römische Räuber bemerkten Aschas zwischen übrigen Erschlagenen zuerst nicht. Aber nach unendlich erscheinender Zeit kroch er aus zerhackt toten Leibern. Ein Offizier entdeckte den Jungen, band blutverschmiertes Kindesbündel auf eines der geraubten Pferde. Zwei Tage zog die Römerhorde dahin. Geschlachtete Menschen blieben als faulender Fraß für Steppentiere zurück. In einer Hafenstadt am Schwarzen Meer verkaufte der Offizier seine magere Beute an Sklavenhändler. Eingepfercht in stinkendes Schiff samt anderen Sklaven ins Lateinische verschleppt.

Verfeilscht an reichen Latifundieneigner, schuftete er alle kommenden Jahre auf dessen ausgedehnten Besitzungen, wozu auch Marmorsteinbrüche gehörten. Am Fuß riesigen Sperrgebirges gedieh ihm und anderen Leidensgefährten im Norden lateinischen Landes hartes Leben an. - Lucius Quantus, ehemaliger Offizier römischer Legionshorden und allen ein übler Herr.

Reichgeraubt kam er als Emporkömmling in diese Gegend. In Rom selbst erhielt er kein Wohnrecht, obgleich er dem römischen Ganovenstaat getreu in germanischen Gefilden unsäglich gehaust haben muss. Von großem Reichtum, heiratete er die Angehörige einer alten aber nicht annähernd so wohlhabenden Patrizierfamilie: Domina Aurelia! Sie gebar zwei dumme starke Söhne, eine unschöne und eine liebliche Tochter. Lucius Quantus wurde auch Geschäftsmann. Unbeirrt herzlos. Zucht von Sondersklaven, vornehmlich Leibsklaven.

Aschas kam schon wegen seiner Erscheinung für Sklavenzucht nicht in Frage. Als Angehöriger ferner Steppenvölker von viel zu kleiner Gestalt, zäh, aber nicht geltendem Inbild für Leibsklaven entsprechend. Solche mussten gutaussehend und ebenmäßig sein, wie Wandmalereien im Herrenhaus. Kein anspruchsvoller neureicher Plünderrömer wollte Hässlichkeiten Zuhause. Und derartige Sklaven kosteten viel, sehr viel, brachten ihren Veräußerern Reichtum. Gewöhnliche Arbeitssklaven verschaffte einfache Menschenjagd, somit billiger. - Bestechend kaltkluge Rechnung.

Letztere lebten streng getrennt von Zuchtsklaven. Diese wiederum nach Merkmalen und Geschlecht voneinander geschieden, lediglich zur Zeugung aufeinander losgelassen. Auch jeweilige Unterkünfte lagen in anderen Platzbereichen, misstrauisch überwacht von Aufsehern. Gemäß ergebenden Bedingungen, überwogen Zuchtsklavinnen etwa im Verhältnis eins zu zehn. Einerseits nubische, schwarzhäutig große Menschen, andererseits germanisch-keltische, blond oder feuerhaarig, hochgewachsen. Freilich bildeten Arbeitssklaven den größten Anteil, ohne Recht oder Möglichkeit zum zwischengeschlechtlichen Verkehr, geschweige denn Kindern. Als Feld- und Steinbrucharbeiter ausschließlich Männer. Allesamt in einem großen abgeschlossenen Sklavenhaus untergebracht. Gut bewacht, barg es nicht leiseste Hoffnung auf Weiblichkeit.

Ob seiner Jugend erlitt Aschas das Schicksal des Begierdenopfers anderer Unglücklicher. Anfänglich Nacht für Nacht und Tag um Tag gebraucht. Glücklicherweise nicht als einziger. Viele Eingefangene schlossen enge Bindung und Freundschaft. Menschliche Wärme und Liebe suchten sie beieinander, fanden auch. Aschas blieb weitgehend Einzelgänger. Gram und Kummer wollten nicht verlöschen, trotz Tröstungsversuche älterer Leidensgenossen. Selbst unter Gepeinigten wurde Mitleid nicht fremd. - So ist der Mensch!

Nur mit dem vierschrötigen germanischen Sklaven Ermo verband ihn eine Art vertrauende Freundschaft, konnte mit Liebe verglichen sein. Grob wie sein Äußeres, auch dessen Geist. Keineswegs boshaft, vielmehr unbeholfen. Und entsprechend hart fielen dessen Liebesbeweise aus. Ihm jederzeit zu Willen, genoss er im Gegenzug Schutz des Ungeschlachten. Kein anderer Sklave wagte üble Behandlung. Allein mit lüsternen Blicken bedacht. Gemeinschaftliche Unterkunft bot keinen Platz für abgeschiedene Vertrautheit. Im Zeitverlauf lernte Aschas es zu ertragen, in gewisser Weise auch genießen, wenn Ermos starres Fleisch rücklings in ihn bohrte. Ermo verfuhr ungeschickt, aber auf seine plumpe Art zärtlich und verschaffte auch Aschas Befriedigung, während er ihn überkam.

Wesentlich schlimmer erging es einem germanischen Zuchtsklaven. Als Mitglied des Bundes der Berserkerkrieger aus zwar nicht unbedingt adligem, doch sicherlich freiem Stand, wollte er nicht als Stallhengst erniedrigt sein und verweigerte geforderte Deckdienste. Durch Fessel an Flucht und Selbsttötung gehindert, inmitten weit einsehbarem Hof zwischen zwei starke Pflöcke gekettet, allen nackt zur Schau gestellt. Niemand durfte nähern, außer einer schönen germanischen Sklavin.

Selbst nackt und mit Fußketten gehindert, sollte sie ihn gefügig machen, ihm unweigerliche harte Folgen beschreiben. Sichtlich von ihr beeindruckt, ragte dessen Pfahl zuckend. Doch seine Weigerung blieb, so sehr die Schöne auch mühte, ihren wohlgeformten Leib anbot. Er gestattete kein Eindringen, netzte eindrucksvollen Ausstoß in Sand.


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