Ob es auf Jahreszählung gleichfalls zutraf, somit auch in geschichtlichen Ablauf wirkt? - Wie lange herrschten Hitleristen? Zwölf Jahre... eins und zwei ist drei... nach fünfundsiebzig Jahren ging der Stalinismus endgültig den Bach runter... sieben und fünf ist zwölf... drei und zwölf ergeben fünfzehn... eins und fünf sind sechs... Du liebe Zeit! Was für irre Ergebnisse! Was bedeuten sie wirklich? Dummer Zufall oder Gesetz? Was ist Zufall und was Gesetz? Alberner Scherz aus Wirklichkeit?
Mein Erlebnis versank allmählich im verklärenden Schimmern der Vergangenheit. Mich beschäftigte anderes, schrieb dieser Begegnung keine ungeheuer einschneidende Bedeutung zu, wenn ich auch zugeben musste, es kam mir letztlich recht unheimlich vor. - Bis Heute!
Da saß ich nun im tiefen Sessel, Teetasse in Händen, entstieg längst versunken geglaubter Erinnerung, starrte aus offener Balkontür ins Laub hochgewachsener Bäume. - Wie lange ist das her? Über zwanzig Jahre? Damals selbst noch längst nicht zwanzig... Himmel, ist das lange, wenn man so zurückdenkt! Dabei kommt es einem vor, als sei es erst letztes Jahr gewesen. Was mag aus dem höflichen Herrn geworden sein? Ob er noch lebte?
Dann müsste er schon recht alt sein. Damals schien er mir an sechzig Jahre, mindestens fünfzig. Aber wenn man noch unter zwanzig ist, denkt man immer, Leute über vierzig sind alt, schätzt sie auch älter als sie sein mögen. Inzwischen aus eigener Erfahrung bekannt, nachdem die Dreißig längst hinter mir blieb. Wie mag es ihm wohl weiter ergangen sein, und wie mag es ihm jetzt gehen? - Gedankenverlorener Schluck Tee... spuckte augenblicklich wieder zurück!
Igitt! Kalter abgestandener Tee! Ekelhaft!
Dieser scheußliche Umstand brachte augenblicklich wieder meine bedenkliche Wirklichkeit ins Bewusstsein. Rasch blickte ich mit schlechtem Teegeschmack im Mund zur Uhr. - Verdammt! die Stunde bereits überschritten, wonach ich ins Café Rauch kommen und jenen unergründlichen M'Beeki gekünstelt überrascht treffen sollte.
Entschlossen Tasse auf Unterteller geknallt, dass es nur so klirrte, in Windeseile umgezogen, den Kreisel in nun ausgebeulte Jackentasche und eilig auf die Socken gemacht. Alle Bedenken verscheucht. Mal sehen, was weiter geschieht, Träumer.
Die 'Fee' nannte mich auch so! - Irgendwie schien alles auf seltsame Weise miteinander verwebt. Hoffentlich bilde ich mir alles nicht bloß ein, schließlich ist das verwunderliche Erlebnis mit dem älteren Herrn schon lange her.
Wollen wir bestes hoffen! dachte ich noch und stürmte treppab.