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Abermal, Kapitel 28, Seite 07

flackert


Unerwartet krachte die schwere BMW-Limousine in tiefe Pflasterwellen. Hart knallte Unterboden auf. Metall kreischte über Buckelsteine. Aus ohnehin enger Spur gerissen. An Fahrerseite schrammte hässlich schrillend Hauswand. Funken stoben hellrot, dann brachen sie erschrocken aufschreiend in weitere Bodenrinnen. Wieder rammte Unterboden gegen buckliges Pflaster. Lautes Klirren, als zerbrächen Fensterscheiben.

Oskar Dimpfl bremste grob, brachte seinen BMW zum Stehen. Irgendetwas schepperte unüberhörbar, gefolgt von klingelndem Geräusch. - Stille! Motor grummelte im Leerlauf. Voraus sahen sie den Mercedes schleunig aus Scheinwerferkegeln verschwinden. Dunkelheit verschluckte ihn. - Niederlage!

"Das hat der gewusst!" tobte Oskar Dimpfl los. "Diese Sau hat das ganz genau gewusst!" Wütend hieb er auf das Lenkrad. "Mein schöner BMW! Jetzt ist der im Arsch!"

"Der ist wirklich mit allen Wassern gewaschen", bekannte die Kutte, nach erholen von doppeltem Schreck. "Ich glaube aber nicht, dass dein Auto richtig kaputt ist. Versuch es doch mal, ob es noch geht."

Es schien wirklich hauptsächlich Blechschaden. Vorsichtig kamen sie wieder auf Fahrt. Klappernd rollte eine Radkappe davon. Keine Zeit dafür. Dunkler enger Platz am Gassenende. An einem Hausgiebel versuchte funzelige Lampe hoch oben Helligkeit. Aussichtslos, bei dieser Leuchtstärke. Kein Mercedes weit und breit.

Insgesamt drei weitere Gassen führten in gegensätzliche Richtungen fort. Alle ebenso schmal, wie eben glücklos durchklapperte. Nirgendwo Autos abgestellt oder fahrend. Auch anschließende Inaugenscheinnahme sämtlicher Gassen ergab nichts. Dunkel streckten krumme Längen und schwiegen, ließen nicht geringste Möglichkeit entdecken, wo der Benz abgeblieben sein konnte. Keine geeigneten Einfahrten, kein einziges Garagentor oder etwas, das auch nur annähernd daran erinnerte. In jede beliebige Richtung könnte er abgetaucht sein. - Verschwunden! - Sie kehrten zum engen dunklen Platz zurück, mussten ärgerlich ihren Misserfolg einsehen.

"Da sind wir wirklich hochelegant abgehängt worden", meinte die Kutte nüchtern.

"So ein g'scherter Sauhund! Der hat uns von einer Falle in die nächste gelockt." Nicht ohne Anerkennung stellte Oskar Dimpfl unabweisbare Tatsache fest.

"Und der kann in jede Richtung weg sein. Ich glaube nicht, dass der sich hier irgendwo versteckt hat. Es war Zeit genug für den, ungesehen in eine Gasse zu verschwinden und am anderen Ende abzuhauen."

"Klar, der kennt sich ja hier besser aus als wir. Wir kommen ja nur ab und zu mal hierher. Jetzt schau ich mir aber mal eben den Schaden von außen an." Oskar Dimpfl stieg aus, ging kopfschüttelnd um seinen heiß geliebten BMW herum.

"Ist es schlimm?" fragte die Kutte wenig mitleidig, ließ fast Schadenfreude erkennen.

"Sieht halt schlimm aus. Da ist ein g'waltiger Schrammen auf der Seit' und eine mordsmäßige Delle über fast die ganze Läng'. Hoffentlich ist's bloß das, das lässt sich dann wieder ausbügeln. Aber der Unterboden kann auch unschön was abgekriegt haben. Eine Radkappe ist beim Teufel und die andere voll eingedäscht. Scheiße! Herrgottsakrament verfluchter Scheiß!"

"Meinst du, wir sollen es trotzdem noch mal versuchen, ob wir den nicht zufällig entdecken?"

"Ich glaub' net, dass dös einen Sinn macht. Ich hätt' dem ja zu gern den Hals umgedreht."

"Da hast du recht, Doktor Krankenschein. Wir fallen sonst nur unangenehm auf. Und die anderen warten bestimmt mit dem Jungen am Brunnenplatz auf uns."

Oskar Dimpfl stieg wieder ein. "Na, dann mal los. Was man doch in ein paar Minuten alles erleben kann? Außerdem wartet ja noch anderes auf uns, net wahr?"

"Allerdings!" bestätigte der Kuttenträger, hielt plötzlich wieder - oder immer noch? - den Zungendolch, lächelte abgründig düster, was in Dunkelheit und fahlem Schimmer schaurig verzerrte. Nah seiner Gurgel machte er mit der Klinge anscheinend knappe aber dafür um so eindeutigere Bewegung.

Fortgezauberter Dolch! Beide lachten gallebitter. Kollernder Motor. Der dunkle BMW rollte voran, brummte in nächste Gasse. Enger Ort blieb finster und leer zurück. Am Giebel oben verlosch mittlerweile dessen einzige schwache Beleuchtung. Winzig blinkte matte Spiegelung auf sonst schwarzer Glasfläche. Funkte Augenpaar gefährlich erfreut? Verhehlt von Lidern oder anderem, schwand es schlagartig.



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Mannie Manie © 1999
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