Licht beherrschte alles. Reines Licht! - Blendend, blendete aber nicht. Hell, überstrahlte jedoch nicht. Es füllte, ließ trotzdem Raum für anderes, erlaubte Abstufungen. Ohne eigene Farbe wartete es darauf, jemand sehe darin Farbe, erzeuge sie durch Wunsch. Alles gleichzeitig. Dennoch Unterschiede möglich.
Jeder einmal gedachte Gedanke lag darin, jedes jemals gesprochene Wort, jeder einmal ertönte Klang. Aber auch alle noch nicht geschehenen Dinge warteten als grundlegende Möglichkeit. Muster entstanden unablässig, verknüpften zu Netzen, ballten ineinander, wurden Stoffe verschiedener Eigenschaft. Und trotzdem Teile dieses Lichts, untrennbar mit ihm und allem anderen verbunden. Sie bedingten einander, konnten gar nicht vereinzelt werden. Schatten erschienen, dunkle Streifen, wandelten in gegensätzliches Schwarz. Nichtlicht.
Unterschiede? Wäre nur Helles vorhanden, woran könnten sie erkannt werden? Ausschließliche Helle bedeutete das gleiche, wie vollkommene Dunkelheit: Nichts erkennbar! Nur mengen beider Teile erlaubte Erkennen und Wirklichkeit.
Aber was ist Wirklichkeit und wie erkennt man sie? Wie kann man in völlig unbekanntem Zustand erfassen, was wirklich ist? Schließlich könnte es doch Gaukelei eines Wunsches sein, der plötzlich Gestalt annimmt, fassliches Ding vorspielt. Geschah nicht alles aus Wunsch geboren? Sind Träume nicht lediglich Wünsche wandernder Seelen, welche aussprechen, was Wachende nicht wagen? Ist alles nur geträumtes Wollen entlang Bahnen ständig ändernder Vernetzungen, ihrer Knoten?
Aber auch Bahnen ändern und lösen Knoten, finden neue Richtung und Anknüpfung. Wie kann dabei die richtige Richtung gefunden werden? Ist jede Richtung richtig, führt letztlich zum selben Ziel? Oder nur zum gleichen Ziel? Was ist nur gleich und was ist dasselbe? Und was ist das Ziel? - Der Weg?
Kaum! Ohne Ziel, braucht nichts Wege, und ohne Weg ist kein Ziel vorhanden, weil es nicht angestrebt werden kann. Niemand kennt ein Ziel ohne Weg dorthin. Also nähme es auch keiner zur Kenntnis. Wie denn? Es wäre nicht da, bestünde es nicht in einer Vorstellung und bereite damit eigenen Weg. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!
Dennoch die Fragen: Ist der Wille ein Weg? Oder der Weg ein Wille? Formt Wille den Weg? Oder setzt der Weg einen Willen voraus? Gibt das Wollen eigene Entsprechung vor?
Wahrscheinlich sind sie ohne einander nicht vorhanden, bedingt wie hell und dunkel. Unterschiedliche Begriffe für ein und dasselbe, ohnehin kaum für Worte geeignet. Vielleicht für Laute oder Schwingungen? Ist alles Klangwerk, das nie gedichtet sein brauchte, seit jeher selbst verdichtet und auf jedem Klangzeug gespielt wird, selbst spielt? Töne als Treppe, Weg und Steg, als Brücke und Bindung. - Das Spiel!
Lächelnde Lippen zeichneten warme Rottöne, standen allein im Lichtfluss, warfen keine Fragen auf. Sie gehörten dorthin, selbstverständlich. Dort? Was ist dort und was ist hier? Wenn die Meinung aufkommen kann, es könne etwas 'dort' sein, dann gibt es mit Sicherheit auch 'hier'. Gedanke? Wer denkt hier - und wer an Lippen? Wieso lächeln sie und was ist Lächeln tatsächlich? Lächeln entsteht durch gezieltes bewegen bestimmter Gesichtsmuskeln! - Bitte? Und wo ist dann das Gesicht dazu, die Muskeln, der gesamte Hintergrund, der Kopf, die Augen, die Haare, die Ohren?
Zäääääähhhhhnnnnneeeeee!