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Abermal, Kapitel 31, Seite 03

flackert


Hastig atmend ruckte er hoch. Schweißverklebte Haut. Stinkende Rußwolken klammerten Lungenflügel. Er wollte sie abwehren... Sie wichen nicht. Er riss seine Augen auf... Schmutzige Schwaden wehten. Fades Dunkel. Erfried fror erbärmlich, merkte überrascht ringsum Wärme.

Traumangst wich widerwillig und zäh, schnellte in ängstigendem Jojo abermals hoch, wartete schließlich würgend im Untergrund. Gedämpfte aber warme Raumluft. Heimeliges Halblicht. Von hohen Fenstern flossen feine Streifen Tageshelle über den Fußboden. - Woher kam die Kälte?

Traumbilder erzeugten abermals Ekel über Menschenknochen als Krone und widerwärtigen Dolchgriff. Kälte kroch von innen bis in Fingerspitzen und Zehen. Langsam versank Alpdruck. Verwirrt schaute er durch dämmrigen Raum, spürte erleichtert zurückkehrende Wärme. - Wo bin ich? - Dann fielen ihm Ereignisse gestrigen Tages und folgender Nacht ein.

Abenteuer erlebt! - Ein Abenteuer, wie nie zuvor ausgemalt. Erfreuliche Erinnerung an das Erlebnis mit Gundram, ihr Gespräch, hemmungsloses Spiel und atemlose Befriedigung. Angenehme Wellen wärmten endgültig. Ungläubig durchstreifte sein Blick zerklüftet aufgetürmte Gebirge aus Kissen und Zudecken im Bett. Alles vollkommen durcheinander und verwühlt.

Wir müssen hier ordentlich rumgetobt haben! - Nicht zum Kopfteil hin lag er, sondern fast quer zur Liegerichtung. Seine Füße stießen gegen hochragendes dickes Fußteil aus dunklem Holz. Es raubte großenteils übrige Sicht ins Zimmer. Sein Zimmer! Und er schlief hier samt Gundram die erste Nacht... Wo ist der eigentlich?

Wenig entfernt im Tiefschatten des Fußteils, ein nackter Arm nebst Hand zwischen erstarrten Wogen aus Federkissen und zusammengeraffter Zudecke. Wie verloren und noch nicht wiedergefunden. Nach genauerem Hinsehen entdeckte er Gundrams untere Gesichtshälfte. Kinn, Mund und Nase lugten über weißen Kissenbezug. Stirn, Brauen und Augen lagen verborgen. Leises Atmen drang herüber. Im verwirrenden Durcheinander rückte auch eines der langen, flaumig behaarten Beine des Freundes in den Blick.

Das rechte Bein. Zuerst hielt er es für Schattenzug aufgeworfenen Bettzeugs. Dessen linkes musste irgendwo anders hinragen. Weit kann es ja nicht sein, schließlich habe ich es ihm nicht ausgerissen, dachte Erfried belustigt über Gundrams seltsame Schlafstellung. Beruhigt sank er zurück, kroch leise näher zum Schläfer, hob den Kopf leicht an und betrachtete ihn.

Kein klassischer Schönling, wie oft bis zur Lächerlichkeit übertrieben makellos auf Bildern oder in Statuen eingefangen. Hässlich oder ungestalt aber wirklich nicht. Erfried fand ihn jetzt unirdisch schön. Keineswegs bilderbuchartig, missriet Gundram nicht zur fleischernen Puppe. Vielleicht lag dessen eigentlicher Reiz genau daran, an dieser Selbstverständlichkeit, seinem ungekünstelten Aussehen? Da schlief kein langweilig ebenmäßiges Etwas, sondern Jemand. Nicht wer Austauschbares, künstlichen Eindruck abgebend und nichts enthalten, was man wirklich mochte. Keine Schaufensterpuppe aus dem Kaufhaus. Hohl und seelenlos stehen sie lebensfern unnahbar hinter Glas, geistlose Gegenstände, geboren aus Allerweltsgedanken.

Verschlafen öffnete Gundram langsam seine Lider, lächelte leicht, noch halb im Traumland. "Hallo, guten Morgen! Du bist ja schon wach."

"Erst seit ein paar Minuten. Ich hatte so einen doofen Traum."

"Doofen Traum?"

"Ja, der hat mir richtig Angst gemacht. Und dabei fing er so schön an."

"Solange ich bei dir bin, brauchst du keine Angst haben." Gundram nahm ihn schützend in langen Arm.

"Du lagst ja ganz am anderen Ende vom Bett. Zuerst konnte ich dich gar nicht sehen zwischen all dem zerwühlten Zeug hier drin."

"Jetzt hast du mich ja wiedergefunden. Wollen wir noch ein bisschen zusammen pennen oder dösen? Ich bin noch nicht ganz ausgeschlafen."

"Ich hab' einen irren Brand im Hals, Gundram. Ich muss unbedingt was trinken."

"Hatten wir denn nichts mitgenommen?"

"Ich nicht. Du?"

Gundram schüttelte träge verneinend den Kopf im Kissen, grinste dann etwas matt nach oben. "Ich würde nachher gerne noch mal mit dir vögeln."

"Ich auch. Ich hab' schon wieder eine halbe Latte gekriegt", lachte Erfried leise. "Aber davon geht mein Brand im Hals nicht weg."

"Latte? Zeig mal!"

"Die ist noch nicht richtig hart."

"Dann mach' ich sie hart", brummte Gundram und suchte begehrtes Stück, schloss kräftige Finger darum. "Die ist doch längst knallhart." Vorhaut vollends zurückgezogen, besah er seinen Fang. Erfrieds Bauchmuskeln spannten. "Du hast wirklich einen schönen Schwanz, Kleiner. Furchtbar viel größer ist meiner auch nicht." Lippen schlossen, saugten Kuppe tief in den Mund.

Erfried verging fast Hören und Sehen. Neben ihm straffte fordernd Gundrams Teil. Zum ersten Mal wurde ihm richtig bewusst, welches Maß dies wippende Stück tatsächlich aufwies. Aber schon im nächsten Augenblick griff er danach, tat es Gundram gleich.



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