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Abermal, Kapitel 03, Seite 07

flackert


Aber man wollte 'Die Jugend' um jeden Preis in Kultur ertränken und fragte keinen Augenblick, woher diese hochnäsigen Kulturschaffenden (Kuschafe) die Frechheit für ihre sterbenslangweilige Kunst und Kultur nahmen? - Wenn Kunst und Kultur Langeweile verbreiten, dann kann derlei nicht viel taugen! Soviel verstanden auch Kinder längst sehr gut. Und vielleicht gerade deswegen, weil sie als Kinder unbefangener Dinge betrachteten, auf gepflegte, gedrechselte und geschraubte Ödnis keine Lust verspürten.

Schillers Glocke - Schrille Bimmel! - fand man schlicht nur kitschig und doof. Dabei gibt es ausgerechnet von diesem Kulturknilch einige himmlische 'Schundromane' über Ritter und Gespenster, womit er Geld verdiente, noch nicht so obenauf. Goethes Faust - Faustkrampf! - klang in gebundener Versrede bestenfalls lächerlich, schlimmstenfalls bescheuert. Dabei gibt es das auch in 'frei nach Schnauze' und ist, so gehalten, ein wirklich guter Schmöker, mitreißend lesbar. Leider wurde dies erbarmungswürdigen Kindern sadistisch fleißig vorenthalten und wie Pornographie verschwiegen.

Ganz und gar ging jedes Verständnis bei Stars und Filmen ab, für welche ihre Mütter und Väter, Onkel und Tanten, sowie deren Freunde und Freundinnen gleicher Gruftnummer schwärmten. - Willy Birgel sah beispielsweise so doof aus wie ein geleckter Affe, Heinz Rühmann eh keiner Erwähnung wert. Die übrigen schienen gleichfalls in allen Hohlräumen dieser Welt zur Untermiete, spielten sämtlich offenbar nur in Ufa-Filmen, spukten lächerlich geschminkt über Leinwände.

Trügen die Männer in diesen hundsmiserablen Ufa-Filmen lange Haare und Frauenkleider, sähen sie ausnahmslos hässlichen Huren ähnlich, von Blinden oder haltlos Perversen bewundert. Obendrein fehlte diesen schwachsinnigen Zumutungen auf Zelluloid auch noch alle Farbe. Und die Handlung jener Streifen des Schreckens kam meist strohdumm und ermüdend daher. Dagegen verursachten Sigurdhefte oder Tom-Prox-Schmöker geradezu geistige Überlastung.

Fast alle weiblichen Stars jener grauen Urzeit wirkten wie alberne Zimtziegen, was aber auch an entsetzlich dämlichen Drehbüchern und Rollen liegen konnte. - Zarah Leander schien nicht ganz so schlimm. Aber immer noch schlimm genug. Deren Filme boten einzigen Ausbund an Trieftränigkeit bis zum Abwinken. Singen konnte sie etwas besser, wobei ihre Räucherstimme und Liedtexte gar nicht mal so übel rüberkamen, leidlich ansprechend bis zahm gewagt. Marika Rökk fand man als Schauspielerin nur grauenvoll, als Sängerin noch mal so grässlich. Tanzen konnte sie, hätte es dabei auch tunlichst belassen sollen.

Lediglich Marlene Dietrich fiel einigermaßen aus dem Rahmen. Aber diese riss nach dem 'besoffenen Engel' nichts mehr in dumpfe Ufa-Abgründe. Unbeliebt bei den meisten Eltern, ergatterte sie zumindest winzigen Vorteil bei dem Jungen und anderen seines Alters. Viel zu glatt und zu vollendet, nervte und langweilte sie nach kurzer Zeit gleichfalls. Eine Außerirdische in schwarzweiß, die ihre Fliegende Untertasse zum Mars verpasste.

Nur der alte Film 'Münchhausen' mit Hans Albers machte annehmbare Ausnahme. Allerdings erzeugte Hans Albers keine großartige Begeisterung. Stets glich er einem kreuzpatenten Vati auf Fronturlaub, ging damit fürchterlich auf den Geist. Unecht!

Verrücktheiten von Karl Valentin und Liesl Karstadt bildeten jedoch wahre Sternstunden und gefielen fast ausnahmslos. Da störte Schwarzweiß nicht die Bohne. Einfach umwerfend und irre gut! Vielleicht gerade deshalb, weil sie nicht so geschniegelt daherkamen, eher wie Wahnsinnige wirkten, Ecken und Kanten gekonnt herausstellten. Auch Adele Sandrock fanden sie recht erträglich bis abgefahren.

Aus den Fünfzigerjahren schien der einzig ansehbare Film 'Das Spukschloss im Spessart'. Allerdings ärgerte dabei maßlos die Sache mit dem Räuberhauptmann und Lieselotte Pulver als Räuberjüngling. Jeder Blinde auf Krücken musste sofort merken, der angebliche Jüngling könne kein Jüngling sein. Und ein Räuberhauptmann, der das nicht schnallt, ist schlicht eine verdammte Niete und längste Zeit Bandenchef gewesen. Bei derart völliger Hirnleere nähme man so jemanden nicht mal als kleinen Furz in die Bande auf.

Einfach nur frech, eine eigentlich lustige und unterhaltsame Sache mit so blödem Schwachsinn wieder kaputt zu machen. Und alle möglichen und unmöglichen Leute fanden's in ihrer endlosen Langeweile rasend komisch. Haha! Aber die glotzten ja auch hingerissen greuliche Heimatfilme an. Alle in seinem Alter hassten diesen Heimatschrott und verwandtes von Herzen.



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Mannie Manie © 1999
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