Erstaunlich lange wartender Benz. Beiden blieb zum Wundern wenig Zeit. Rasch fuhren sie näher. Jetzt trennte nur noch sichtsperrendes Heck eines Ford Taunus vom ersehnten Ziel.
"So eine Sauerei!" schimpfte Oskar Dimpfl laut los. "Dass diese mistigen Leut' ihre Kärren auch so blöd in die Gegend stellen müssen!"
Aufgeblendete Scheinwerfer leuchteten Mercedes-Innenraum voll aus. Hinterkopf und dunkler breiter Hut glasklar sichtbar. Nummernschild vom fremden Autoheck verdeckt. - Endlich am widrig geparkten Ford Taunus vorbei!
"Dem schneid' ich gleich den Weg ab!" Oskar Dimpfl steuerte schräg seitlich zum Benz.
Überraschendes Gasgeben. Aufbrüllender Motor. Ohne Licht jagte schwere Mercedes-Limousine in helle Querstraße.
"Wart', dich krieg' ich!" Er setzte sofort nach. Im nächsten Augenblick schrie er laut, riss rechts herum. Vollbremsung!
Sie schleuderten quer in Fahrtrichtung. Werner Lübbers flog nach vorn, linker Ellenbogen knallte gegen leidlich gepolstertes Handschuhfach. Glück für ihn. Windschutzscheiben sind gewöhnlich härter "Scheiße! Was machst du denn?!"
Vieltonniger Grund: Kaum handbreit entfernt rumpelte großer Laster am Kühler vorbei! BMW-Totalschaden und sie selbst Fälle für das Leichenhaus. Laut hupend wütete der Lastwagenfahrer über doppelt ungehöriges Ungestüm aus dunkler Seitengasse.
"Darum hat der gewartet! So ein Sauhund, so ein hundiger!" Oskar Dimpfl saß Schreck in allen Gliedern. "Ich hab's g'rad noch so im Augenwinkel gesehen, dass dieser Brocken da ankommt. Herrgottsakrament!"
"Den haben wir unterschätzt. Wir glaubten schon, der könne doch nicht so gut fahren. Jetzt hat der uns bewiesen, dass er teuflisch gut ist", keuchte die Kutte, Gesicht kreidebleich. "In aller Seelenruhe hat der uns rankommen lassen. Wahrscheinlich sah der den Laster gleich und rechnete alles aus, sonst wäre der schon längst auf und davon gerast. Verflucht gerissener Bursche!"
Laster samt Anhänger endlich vorbei. Sofort nahmen sie wieder Fahrt auf, brausten am einsam rumpelnden Brummer gewagt entlang. Wütend drohte bedrängter Lastzuglenker, schimpfte ob rücksichtsloser Raserei beider schwerer Limousinen. Wild dröhnte dessen Hupe. Sie verstanden natürlich nichts, schossen Vollgas voran, verfolgten schwungvoll. Inzwischen großer Abstand zum Flüchtenden.
"Da ist er!" Aufgeregt deutete der Kuttenträger zu dunkel über Pflaster huschendem Autoschatten. Ohne Licht raste das Fluchtfahrzeug soeben aus Straßenlampenkegel, baute seinen Abstand weiter aus, verschwand plötzlich nach links.
"Der ist wieder abgebogen", knurrte Oskar Dimpfl ärgerlich, gab nochmals Gasschub, trat ganz durch. Quietschender Reifen erreichten sie jene Stelle. Schwarz gähnende Gasseneinfahrt links. "Hier muss der rein sein!"
Sofort lenkte er in knappen Trennraum zweier Fachwerkhäuser. Scheinwerferlicht leuchtete schmale Mauerschlucht aus, traf flüchtenden Wagen weitab hinten. Dessen Fahrt ganz offensichtlich gedrosselt, weiterhin ohne Licht, einige wippende Bewegungen.
"Den kann ich zwar jetzt net überholen, aber dafür kann ich gleich mal ordentlich aufholen", brummte Oskar Dimpfl zufrieden.
Reichlich enge Gegebenheiten! - Angepasst hurtig näher ans ausersehene Ziel. Empört schlugen Radaufhängungen in Stoßdämpfer, donnerten Reifen über grobes Pflaster. Gefährlich nah flitzten Hauseingänge, kleine Fenster und Mauerreihen vorbei. Hinderlich ragendem Blumenbord knapp ausgewichen, weitgehend nutzlos aber umso lästiger vor Erdgeschossfenster schief angebracht. Weiterhin machte der unbeleuchtete Benz keine höhere Fahrt, schaukelte fast gemächlich durch gemauerte Schlucht.